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  • AutorenbildSteffi

Eine verhängnisvolle Nacht


Mein Name ist Barbara und ich möchte dir hier gerne meine Geschichte erzählen. Ich hoffe, dass sie dir hilft, falls du ebenfalls eine traumatische Erfahrung in deinem Leben machen musstest.


Ich war Anfang zwanzig und gerne in der Club-Szene unterwegs. Ich war sehr experimentierfreudig und offen. Dabei waren manchmal auch Drogen im Spiel. Eines Abends war ich wieder mal mit Freunden in einem Club. Auf dem Weg zur Toilette traf ich einen mir fremden Mann. Da ich schon ein wenig Alkohol intus hatte, nahm ich ihn nicht als Bedrohung wahr. Ich fühlte mich sicher, war offen und vollkommen ahnungslos. So gelang es diesem Mann letztlich, mich in eine der Toilettenkabinen zu zerren und abzuschliessen. Er wollte mich ganz offensichtlich vergewaltigen.

Ich war so schockiert, dass ich komplett erstarrte. Nicht einmal schreien konnte ich. Irgendwann gelang es mir aber, die Toilettentür wieder zu öffnen und zu entkommen. Ich rannte zu einem Securitas-Angestellten und erzählte ihm, dass mich ein Mann überfallen habe. Der Securitas-Angestellte suchte im Club nach dem Täter, leider vergeblich. Obwohl mir körperlich

nichts geschehen war, fühlte ich mich tief traumatisiert. Diese Situation, in der mir jemand Gewalt antun wollte und ich mich nicht wehren konnte, hat unglaublich starke Ängste ausgelöst.


Der erste Tag vom Rest meines Lebens


Am nächsten Tag wurde mir bewusst, dass dieses Erlebnis nun Teil meines Lebens sein würde. Doch etwas in mir konnte das nicht akzeptieren. Ich wollte nicht mit dieser Erfahrung leben müssen. Das war eine Art Wegscheide für mich: Ich konnte mich entscheiden, mich voll reinzugeben und abzustürzen. Oder ich musste schauen, was ich nun Positives daraus machen konnte. Trotz meiner Entscheidung, die Erfahrung ins Positive zu drehen, ging es mir monatelang sehr schlecht. Ich fühlte mich permanent verfolgt und konnte das Haus eine Zeit lang nicht mehr verlassen. Ich misstraute plötzlich jedem Mann.


Mein damaliger Freund und mein Arbeitgeber, bei dem ich die Ausbildung machte, wussten, was passiert war. Meinen Eltern erzählte ich jedoch nichts. Dafür suchte ich Unterstützung bei der Opferhilfe. Dort erzählte man mir von der Anlaufstelle „Frauen gegen Gewalt“ in Zürich. Also liess ich mich von dieser Stelle beraten, weil ich gar nicht wusste, wie ich jetzt weiter vorgehen sollte. Sollte ich diesen Mann anzeigen? Bei der Anlaufstelle wurde mir genau gesagt, welche Möglichkeiten es in einem Fall wie meinem gibt. Ich merkte, dass es fast unmöglich war, den Täter zur Verantwortung zu ziehen. Ausserdem wusste ich, dass ich die Geschichte immer wieder erzählen müsste, wenn ich diesen Weg gehen wollte. Also entschied ich mich dagegen. Innerlich war ich jedoch sicher, dass ich den Mann umbringen würde, wenn er mir noch einmal über den Weg laufen würde. Mir kam es so vor, als hätte er mein Leben zerstört. Ich spürte eine unglaublich starke Wut und war selbst schockiert, dass ich sowas denken konnte. Es passte gar nicht zu dem Bild, welches ich als Krankenschwester von mir hatte.


The party’s over


Nach diesem Erlebnis ging ich nicht mehr in Clubs. Auch Drogen waren kein Thema mehr. Mit den meisten Leuten aus meinem Ausgangs-Freundeskreis schlief der Kontakt ein. Denn ich war nun nicht mehr die lustige und sorglose Barbara, die für Partystimmung sorgte. Ausserdem wollte ich gar nicht mehr zu dieser Gruppe gehören. Es war für mich nun klar, dass der Weg, den ich da eingeschlagen hatte, kein gutes Ende für mich nehmen würde.

Die Mitarbeiterinnen der Opferhilfe schickten mich auch zu einer Frauenärztin in Zürich. Diese untersuchte mich und ich konnte mit ihr darüber sprechen, was geschehen war. Psychologische Betreuung wollte ich zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht in Anspruch nehmen.

Bei der Opferhilfe merkte ich immer mehr, dass ich nicht alleine bin. Auch meine Schuldgefühle konnte ich nach und nach loslassen. Eine Zeit lang hatte ich mir selbst die Schuld gegeben, da ich mich fürs Nachtleben sexy angezogen hatte. Das ist wohl etwas, das die meisten Frauen kennen, die sexuelle Gewalt erfahren mussten. Gedanken wie: Du bist ja selbst schuld, du wolltest Aufmerksamkeit erregen, quälen einen noch zusätzlich zum Erlebten. Bei der Opferhilfe versicherte man mir jedoch, dass ein Mann einer Frau auch dann keine Gewalt antun darf, wenn sie freizügig gekleidet ist. Es war für mich sehr wichtig, das zu hören. Ich merkte auch immer mehr, dass Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, sich gegenseitig erkennen. Plötzlich fingen ganz viele Frauen in meinem Umfeld an, über ihre eigenen Erfahrungen zu sprechen. So merkte ich mit der Zeit, dass es extrem viele Betroffene gibt. Menschen, die noch nie etwas in der Richtung erlebt hatten, konnten meine Gefühle und Gedanken jedoch nur schwer nachvollziehen. Eine Freundin, die mit mir an besagtem Abend im Ausgang gewesen war, fragte mich nur, was ich denn hätte. Sie meinte, dass das, was passiert war, doch gar nicht so schlimm gewesen sei. Nun ja, für mich war es das, sonst hätte es mich nicht jahrelang belastet.


Meine Heilreise


Bei der Verarbeitung meines Erlebnisses gab es mehrere Stufen. Zuerst verdrängte ich vieles und wollte am liebsten so tun, als wäre nichts geschehen. Irgendwann merkte ich jedoch, dass das so nicht mehr geht. Dann hatte ich zuerst Hilfe einer Frau, die Akupressur anwandte und auch hellsichtig war. Sie half mir, mich selbst wieder zu schützen. Danach konnte ich wieder einigermassen normal leben. Das Erlebte holte mich jedoch immer wieder ein. Als nächstes suchte ich mir eine Psychiaterin. Mit ihr reiste ich gedanklich in die Situation zurück, dabei stellte sie mir einen Schutzengel zur Seite. Der Engel holte mich aus der Situation raus und schnitt die restlichen Energien ab, die vorher immer wieder zurückgekommen waren. Das half mir sehr dabei, mich bis zu einem gewissen Punkt aus dem Erlebnis rauszunehmen. Langsam wuchs auch das Wissen, dass mir sowas nie mehr passieren würde. Ich wusste, dass ich die Lektion gelernt hatte. Sehr lange begleitete mich zudem ein Pfefferspray, wenn ich irgendwohin ging. Wurde die Angst zu gross, klemmte ich mir manchmal auch einen Schlüsselbund zwischen die Finger. So hatte ich das Gefühl, dass ich mich bei einem Überfall besser wehren könnte. Das Vertrauen, dass die Erinnerung nichts mehr war, was mich wieder in eine ähnliche Situation bringen könnte, wurde jedoch immer stärker. Danach hatte ich mehrere Jahre lang das Gefühl, mit diesem Thema abgeschlossen zu haben.




Erneute Konfrontation


2016 machte ich ein schamanisches Seminar. Dort machten wir eine Rückholung von Seelenanteilen. Plötzlich tauchte dieses Thema wieder auf und ich merkte, dass ich gewisse Dinge trotzdem noch nicht integriert hatte. Mir wurde bewusst, dass ich zwar wieder lebte und mich auch wieder relativ sicher fühlte, aber dass trotzdem noch Auswirkungen des Traumas da waren. Im Seminar holte ich sehr bewusst meinen verbannten Seelenanteil zurück. Dies brachte mir wieder mehr Frieden und Entspannung. Das, was in dieser Schockstarre hängen geblieben war, war nun wieder bei mir. Ich fühlte mich wieder ganzer. Nach dem Seminar ging ich auf dem schamanischen Weg weiter. Mit der Zeit kam Körpertherapie dazu. Viele Berührungen, viel Austausch mit anderen Menschen. Da merkte ich, dass das Thema auf der körperlichen Ebene auch noch präsent war. Ich war sehr unentspannt bei den Berührungen – vor allem bei denjenigen von Männern. Interessanterweise hatte ich eine Zeit lang auch das Gegenteil bei mir beobachtet: Dass ich – auch nach dem Erlebnis – zu freizügig und offenherzig unterwegs war. Ich hatte phasenweise sehr viele sexuelle Kontakte mit Männern. Das hatte sich zwar irgendwie ungesund angefühlt, aber es war wohl eine Art konträrer Effekt gewesen. Ich hatte mir beweisen wollen, dass es noch geht. Und ich hatte etwas gesucht, was ich nie wirklich gefunden hatte. Trotzdem mussten diese Erfahrungen wohl sein, um das Ganze zu verarbeiten.

Mittlerweile hatte ich wieder einen festen Partner. Ich merkte jedoch, dass es nicht einfach war, wenn die Verliebtheit weg war. Ich hatte Schwierigkeiten damit, Berührungen zu empfangen und dabei entspannt zu bleiben. 2020 stiess ich auf eine Frau in Männedorf, die Online-Kurse anbot. Bei den Kursen ging es darum, wie man seinen Mann/seine Frau/sich selbst berührte. Das klang interessant und so meldete ich mich für dafür an. Gleich zu Beginn erzählt sie davon, wie viele Frauen in der Mitte „abgeschnitten“ seien. Darunter leide die Verbindung zur Yoni und ganz allgemein zur Weiblichkeit. Das fühlte sich für mich sehr stimmig an, denn es war genau das, was ich auch fühlte (oder eben nicht fühlte). Die Kursleiterin bot mir dann an, zu ihr zu kommen, damit sie

mir eine sinnliche Heilmassage für Frauen geben könne. Ich packte all meinen Mut zusammen und liess mich darauf ein. Es war eine unglaublich intensive Erfahrung für mich. Aber sie brachte mich so liebevoll an meine Schmerz-Punkte heran, dass ich das Fühlen zulassen konnte. Mir wurde bewusst, wie viel Schmerz, Angst und Schwierigkeiten da gespeichert war. Zum ersten Mal hatte ich wieder das Gefühl, wirklich ganz zu sein. Bei ihren Berührungen merkte ich, dass ich gewisse Körperteile gar nicht spürte. Ich konnte bei meiner Yoni nicht innen und aussen unterscheiden. Ich spürte einfach nichts. Als sie liebevoll meine äusseren Venuslippen berührte, kamen mir gleich die Tränen. Ich merkte plötzlich wieder, dass das ein Teil meines Körpers war. Auch die inneren Venuslippen berührte sie ganz sanft und vorsichtig. Dabei sagte sie mir immer genau, was sie tat. Im Innenbereich der Yoni machte sie nur eine Art „Mapping“. Das heisst sie tastete alles einmal ab, um zu schauen, wo ich was empfand. Ich fühlte dabei gar nichts, hatte keine Ahnung, wo sie gerade ihren Finger hatte. Das war sehr eindrücklich für mich. Dieses Bewusstsein zu bekommen, dass ich „da unten“ kaum noch etwas fühlte. Und diese sanften, nicht sexuell motivierten Berührungen zu empfangen. Vorher hatte ich immer das Gefühl gehabt, ich müsste beim Sex mehr fühlen. Es war immer ein Druck da gewesen. Das einfach mal anzunehmen und wirklich wahrzunehmen, war echt heilsam. Die Erfahrung eröffnete mir eine völlig neue Welt.


Grenzen


Etwa ein halbes Jahr später lernte ich in einem Lomi-Kurs einen Mann kennen. Bei ihm fühlte ich mich gleich sehr wohl. Beim Tanzen konnte er mich in den Arm nehmen, ohne dass ich einen Widerstand spürte. Als ich mit ihm darüber sprach, erzählte er mir, dass er Tantra-Masseur sei. Aufgrund meiner Erfahrung mit ihm konnte ich mir eine Tantra-Massage bei ihm durchaus vorstellen. Mit einer Frau hatte ich mich ja schon ein Stück weit aus meinem Schutzpanzer hinausgewagt. Es fühlte sich für mich an, als wäre nun der Part eines Mannes gefragt. Mein Freund fand zwar die Vorstellung nicht sehr prickelnd, dass mich ein Fremder berühren würde. Er war jedoch schlussendlich damit einverstanden, dass ich es versuche.


Bei der Tantra-Massage war ich komplett überfordert. Als ich den Raum verliess, wurde mir bewusst, dass ich mich wieder übergangen hatte. Ich hatte einfach das mitgemacht, was er mit meinem Körper angestellt hatte. Trotzdem entschied ich mich, noch ein zweites Mal hinzugehen. Wieder passierte dasselbe. Danach erzählte ich ihm, was mit mir jeweils während der Massage passierte. Für ihn schienen die Themen „Grenzen“ und „sexuelle Gewalt“ neu zu sein. Glücklicherweise war er jedoch sehr offen und bereit, mir zu helfen. Beim nächsten Mal war ich einfach drei Stunden bei ihm. Während dieser Zeit zog ich kein einziges Kleidungsstück aus. Ich fühlte mich total blockiert und sagte ihm das auch. Also schlug er mir vor, dass wir gemeinsam meine Grenzen erfühlen und kennenlernen könnten. Er fasste mich also irgendwo an, ich musste in mich hineinfühlen und - wenn es nicht okay war - gleich „Stopp“ sagen. Dann nahm er seine Hand sofort weg. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich mit meinem Stopp etwas bewirken kann. Beim ganzen Prozess war er sehr rücksichtsvoll und langsam. Dabei habe ich gemerkt, dass die Langsamkeit das A und O ist. Bei allem, was zu schnell ging, konnte ich meine Grenzen nicht früh genug spüren oder mitteilen. Der Moment, in dem ich mich jeweils überging, dauerte nur eine Millisekunde. Heute glaube ich, dass Frauen allgemein, aber vor allem Frauen, die sexuelle Gewalt kennen, ganz viel Raum und Zeit brauchen. Alles, was nicht selbst entschieden ist, fühlt sich nicht gut an.


Berührung erfahren


Nach dieser Erfahrung merkte ich für mich, dass ich mit ihm noch nicht weiter gehen konnte. Das war aber völlig okay. Ich hatte gelernt, wie wichtig es war, Frauen einen sicheren Raum bieten zu können, wo sie Berührung erfahren und sich selbst spüren dürfen. Kurz darauf begann ich eine Ausbildung für sinnliche Heilmassage für Frauen. Einfach mal zu merken, dass einen jemand an der Yoni berührt, wo ganz viel Schmerz und Traumata gespeichert sein können. Und zu erfahren, dass der Finger liebevoll und sanft da bleibt, während man durch all die Gefühle geht. Das war das, was ich unbedingt weitergeben wollte. Die Ausbildung half natürlich mir persönlich auch wieder weiter.

Und heute? Heute gehe ich meine Themen Schritt für Schritt an und erwarte nicht mehr alles auf einmal. Ausserdem hat mir das Universum wieder eine Frau serviert, die die Ausbildung zur Sexological Bodyworkerin macht. Sie hat mich angefragt, ob ich die Übungsklientin für ihre Ausbildung sein möchte und ich habe eingewilligt. Der nächste Teil der Reise dreht sich bei mir nun also um Lustempfinden, Erotik und Ekstase. Ich bin sehr nervös und habe Riesen-Schiss davor. Aber gleichzeitig finde ich meine neue Seelen-Begleiterin ganz toll und ich vertraue ihr. Deshalb werde ich mich wohl darauf einlassen können.


Mein Fazit: Die Erfahrung mit dem Mann im Club hat mich auf gewisse Weise tatsächlich gerettet. Und zwar vor einem Weg, der meinem Gefühl nach sehr stark in die Dunkelheit geführt hätte. Ich wurde umgeleitet auf einen Weg, der trotz viel Schattenarbeit sehr lichtvoll für mich ist. Ich habe schon etliche Vergebungsrituale für den Täter gemacht. Mittlerweile spüre ich dabei sehr viel Frieden und sogar Dankbarkeit. Natürlich war die Erfahrung selbst nicht schön. Aber schlussendlich hat es unglaublich viel Gutes in mein Leben gebracht. Im Nachhinein ist es für mich auch sehr spannend zu sehen, auf welchen Ebenen die Heilung überall Platz brauchte. Es war nicht damit getan, dass ich eine Psychiaterin aufgesucht habe. Ich weiss, dass mich dieses Thema auch zukünftig immer begleiten wird. Aber es hat für mich seinen Schrecken verloren. Alles, was damals in diesem Schock, diesem Trauma, dieser Starre gewesen war, hat sich aufgelöst.


Hast du auch sexuell übergriffiges Verhalten erlebt? Hast du sonst eine traumatische Erfahrung gemacht? Dann hole dir Unterstützung und Begleitung!


Es gibt ganz viele Möglichkeiten. Du kannst:


  • ein kostenloses Probecoaching mit uns ausmachen. Wir kennen uns mit traumatischen Erfahrungen aus.

  • uns nach Barbaras Kontaktdaten fragen. Sie bietet die sinnliche Heilmassage für Frauen in der Region Zürich an.

  • dich Personen gegenüber öffnen, denen du vertraust.

  • dich an die Opferhilfe oder eine verwandte Fachstelle in deiner Umgebung wenden.

  • dir psychologische Hilfe suchen. ...

Wichtig ist, dass du das Thema aktiv und mit Geduld angehst und dein Leben wieder selbst in die Hand nimmst. ❤️





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